Luftrettung auf Borkum
Einstieg
Die Insel Borkum, welche mit knapp 31 Quadratkilometern die größte der ostfriesischen Inseln ist, liegt circa 20 Kilometer vor der deutschen und 12 Kilometer vor der niederländischen Küste. 5008 Einwohner leben dauerhaft auf der Insel. Die Insel wird für das einzigartige Hochseeklima geschätzt und zieht somit jährlich in etwa 240.000 Übernachtungsgäste an. Auf einen Einwohner kommen somit fast 48 Gäste.
medizinische Infrastruktur
Auf der Insel haben sich mehrere Hausärzte, Zahnärzte und Fachärzte angesiedelt. Das Inselkrankenhaus Borkum ist das kleinste Krankenhaus Deutschlands und verfügt "lediglich" über die Abteilungen Allgemeinmedizin und Innere Medizin. Das Krankenhaus steht telemedizinisch mit dem Krankenhaus in Leer in Verbindung, zu dem es gehört. Wesentlich höhere Bettenzahlen weisen die Rehakliniken auf der Insel auf, welche größtenteils auf Allergologie und Dermatologie spezialisiert sind. Wenn nun das kleine Klinikum mit den hohen Touristenzahlen in Verbindung gebracht wird, ergibt sich die Notwendigkeit für zahlreiche Rettungshubschrauber-Einsätze auf der Insel.
öffentliche Kritik
Von einigen Anwohnern kommt seit jahren eine laute Kritik, welche sich gegen das Inselkrankenhaus Borkum richtet. Zum einen vermuten die Anwohner neben der für sie offensichtlichen Lärmbelästigung das Problem, dass viele Flüge nur aus wirtschaftlichem Interesse durchgeführt werden. Die Krankenkassen haben den gleichen Verdacht, können die jeweilige Notwendigkeit aber nicht nachprüfen. Auch der NDR berichtete über dieses Problem: https://www.youtube.com/watch?v=v3hrVUGsLTM
Hubschrauberlandeplätze
Inselkrankenhaus Borkum
Dieser Landeplatz wird auf Borkum am häufigsten angeflogen. Er liegt in der Gartenstraße und ist über einen gepflasterten Weg direkt mit dem Krankenhaus verbunden. Der Landeplatz liegt etwas erhöht, sodass die Hubschrauber nur während Start und Landung ganz fotografiert werden können. In Ausnahmefällen bietet sich aber auch die Treppe der Rettungswache an (siehe Perspektive vom Foto).
Flugplatz Borkum
Der zweithäufigste Landeplatz ist der Flugplatz Borkum. Landet hier ein Rettungshubschrauber, so findet die Patientenübernahme vom Rettungswagen direkt auf dem Vorfeld statt. Fotografiert werden können die Hubschrauber vom Zaun des Flugplatzes aus. So ergeben sich zwei unterschiedliche Perspektiven, welche je nach Lichtverhältnissen gewählt werden können.
Neuer Leuchtturm
Der neue Leuchtturm wird nur in Ausnahmesituationen angeflogen. Beispielsweise könnte dies ein blockierter Landeplatz am Krankenhaus oder ein dringender Notfall in der Stadt sein. Fotografiert werden können Hubschrauber hier von der Hecke aus. Wer besonders schnell ist, schafft es gegen Eintritt auf den Leuchtturm, um eine einzigartige Perspektive zu bekommen.
Hafen / Bundeswehrstützpunkt
Das Gelände, welches zum Außenstützpunkt des Marinefluggeschwaders 5 gehört, beherbergte bis vor Kurzem eine SeaKing der Marine, welche bald durch die NH90 abgelöst werden soll. Neben dem militärischen Einsatzverkehr wird dieser Landeplatz angeflogen, wenn sich Notfälle in unmittelbarer Nähe zum Hafen ereignen. Fotografiert werden kann hier vom Zaun und vom Deich aus.
Landeplatz an der Kurklinik Borkumriff
Dieser Landeplatz wird so gut wie nie angeflogen. Dennoch hatte ich im Jahr 2020 das "Glück", den Christoph 26 hier zu fotografieren. Seit 6 Jahren, in denen ich auf Borkum spotte, war dies die einzige Flugbewegung dort, die ich gesehen habe. Fotografiert werden kann beim Zugang zum Landeplatz.
Rettungshubschrauber
Das Spektrum an Rettungshubschraubern, welche auf Borkum zum Einsatz kommen können, ist sowohl bezogen auf die Betreiber und Hubschraubertypen sehr variabel, im Falle vom Lifeliner Europa 4 aber sogar auch länderübergreifend. Die nachfolgende Aufstellung zeigt alle Rettungshubschrauber, welche auf Borkum im Einsatz sind - mit absteigender Häufigkeit. Detaillierte Infos zu den einzelnen Rettungshubschraubern wurden der Übersicht halber weggelassen und könnten in später folgenden Reportagen Platz finden.
NHC 06 (ehemals Air Reescue Wittmund 79-99-01)
Der Hubschrauber, welcher auch gerne "Krankentransporthubschrauber" genannt wird ist das gängige Arbeitsmittel in der Borkumer Luftrettung. Die Maschine ist am Flugplatz Emden stationiert und führt alle Krankentransporte - also Verlegungen von NICHT kritisch erkrankten Personen ans Festland durch. Dank dieses Hubschraubers bleiben noch 2 BK117 in der Luftrettung erhalten!
Christoph 26
Der Hubschrauber ist am Krankenhaus in Sanderbusch stationiert und neben dem Northern Rescue 01 auf Grund der Ausstattung (Winde, Notschwimmer, Überlebensanzüge) für die Offshore-Rettung geeignet. Größtenteils führt der Hubschrauber jedoch Krankentransporte durch, wenn der Northern Rescue 06 gebunden ist.
Northern Rescue 01
Der Hubschrauber, welcher in Sankt Peter-Ording stationiert ist, besucht die Insel in regelmäßigen Abständen. Die Hauptaufgabe des Hubschraubers besteht in der Offshore-Notfallrettung, so beispielsweise in Windparks und auf Plattformen in der Nordsee.
Christoph 6
Der Hubschrauber "Christroph 6" ist am Klinikum links der Weser in Bremen stationiert. Gemeinsam mit den Bremer Kollegen vom Christoph Weser besucht der Hubschrauber die Insel in Spitzenzeiten der "heimischen" Luftrettung.
Christoph Weser
Der Intensivtransporthubschrauber "Christoph Weser" ist am Flughafen Bremen stationiert. Er besucht die Insel immer dann, wenn alle anderen HUbschrauber im Einsatz gebunden sind - dies kommt häufig in der Hochsaison im Sommer vor.
Fotos: aviationsamuel21
Christoph Niedersachsen
Der Intensivtransporthubschrauber "Christoph Niedersachsen" ist am Flughafen Hannover stationiert. Er besucht die Insel immer dann, wenn es sich um Intensivverlegungen handelt, oder in der Dunkelheit, wenn Christoph 26 in einem anderen Einsatz gebunden ist.
SAR 21
Der SAR 21 gehört zum, Marinefluggeschwader 5 und ist im Hafen von Borkum stationiert. Die SeaKing, welche nun auf Grund von technischen Problemen ein Startverbot erhalten hat, wird bald durch eine NH90 ersetzt. Hauptaufgaben dieser Maschine sind und waren Verlegungen bei schlechtem Wetter sowie SAR-Missionen.
Lifeliner Europa 4
Der niederländische Rettungshubschrauber ist in Groningen stationiert und besucht die Insel immer dann, wenn die deutschen Hubschrauber durch andere Einsätze ausgelastet sind.
Foto 1 = aviationsamuel21
Exoten
Immer wieder besuchen auch exotische Rettungshubschrauber die Insel. Dies ist vor allen Dingen in der Hochsaison der Fall, da alle gängigen Rettungshubschrauber dann auch auf den anderen ostfriesischen Inseln im Einsatz sind. Am 19.07.2022 besuchten so beispielsweise der Christoph Westfalen UND Christoph Europa 2 an einem Tag die Insel. Dies waren bisher wahrscheinlich die seltensten Gäste auf der Insel.
Christoph Westfalen am Flugplatz Borkum / Christoph Europa 2 am Krankenhaus Borkum - 19.07.2022
Mateusz. K.
Insta: eiland.spotter
Christoph Westfalen am Flugplatz Borkum / Christoph Europa 2 am Krankenhaus Borkum - 19.07.2022
Insta: aviationsamuel21
Zusammenfassung
Das Fotografieren von Rettungshubschraubern wird auf der Nordsee-Insel Borkum zu einer sehr abwechslungsreichen und interessanten Angelegenheit. Neben diversen Landeplätzen, welche (wenn auch selten genutzt) zur Verfügung stehen, bleiben auch die Hubschrauber an sich sehr interessant! Sei es die Standartmaschine aus Emden, welche zeitgleich aber die letzte BK 117 im Rettungsdienst ist, oder aber auch die Maschine aus Hannover, welche eine Anflugzeit von über 50 Minuten aufweist - das Spektrum ist breit gefächert und entfaltet sich vor allen Dingen mitten in der touristischen Hochsaison. Gibt es mal ruhige Tage in Sachen Luftrettung, so lassen sich am Flugplatz regelmäßig die Offshore-Hubschrauber ablichten, welche Techniker zu den unzähligen Windparks vor der Küste bringen. Das wird aber Thema einer anderen Reportage sein. Das Helispotting auf Borkum lohnt sich auf jeden Fall. Seit 2016 fotografiere ich in den Sommerferien auf der Insel, jedes Jahr kamen Maschinen dazu, welche ich vorher noch nicht geknipst hatte, sogar im Jahr 2022 (das 6. Jahr in Folge!).